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ERLEBNIS KLETTERSTEIG

01.04.2020
Autor: Aus der Klettersteigfibel des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit
"Klettersteige sind Weganlagen im steilen und ausgesetzten Felsgelände, die durch den Einbau künstlicher Tritte und Griffe sowie die Anbringung eines Stahlseils als permanente Sicherung begehbar gemacht werden." (Definition Österreichischer Alpenverein, 2007)
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KLETTERSTEIGTYPEN

Es ist toll einen Klettersteig zu begehen. Sei es den ganzen Tag lang auf einer alten Via Ferrata in den Dolomiten dahinzuwandern, mit unglaublichen Aus- und Einblicken in eine bizarre Felslandschaft, oder sich nach der Arbeit schnell einen "parkplatznahen" modernen Sportklettersteig mit hoher Schwierigkeit hinaufzuziehen. Mit einem Freund, der Familie, dem Sportverein oder auch einmal alleine. Klettersteiggehen ist beliebt wie nie zuvor.

Wir unterscheiden folgende Klettersteigtypen:
 

Klassischer alpiner Klettersteig

Er verläuft in alpinem Gelände, durch Wände oder über Grate, hat in der Regel einen längeren Zustieg und führt meist auf einen Gipfel. Er nutzt die Struktur des Geländes, ist also logisch im Verlauf und verzichtet weitgehend auf artistische Elemente wie Seilbrücken. Schwierige Passagen sind in der Regel durch Leitern, Tritt- und Griffeisen entschärft. Beispiele sind Dolomiten-Klassiker wie Lipella oder Costantini, Innsbrucker Klettersteig/Karwendel.

Sportklettersteig
Er hat meist einen kurzen Zustieg und ist in der Relation zum Gelände sparsam – oft nur mit einem Drahtseil – ausgestattet. Ausdauerkraft (Arme) ist mehr gefragt als Bergerfahrung oder Kondition. Der End-/Umkehrpunkt kann in der Wand oder an einem beliebigen Ausstiegspunkt sein: Hier ist der "Weg" das Ziel. Beispiele sind Schiestl-Klettersteig/Ötztal, Via Kapf-Kessi/Bregenzerwald, Via Pisetta/Gardaseeberge.
 

Alpiner Sportklettersteig

Als Kombination der beiden erstgenannten Typen führt er durch alpines Gelände bzw. weist er einen entsprechenden Zu-/Abstieg auf und beeindruckt ebenfalls durch hohe Schwierigkeit. Nur bergerfahrene und ausdauernde Klettersteigfans werden ihn genießen können. Quasi die Klettersteig-Königsklasse. Beispiele sind Kaiser-Max-Steig/Karwendel, Rinesch-Klettersteig/Totes Gebirge.

Fun-Klettersteig
Er hat seinen Ursprung in den französichen Alpen, wo über hundert solcher Klettersteige erichtet worden sind. Er ist meist in Tal- oder Seilbahnnähe angelegt, hat einen möglichst spektakulären Verlauf in einer Steilwand mit wenig bis gar keinen Felskontakt, dafür jede Menge Eisen und allerlei artistische Elemente wie Seilbrücken, Stahlnetze und Seilrutschen. Bergerfahrung ist meist nicht notwendig, im Vordergrund steht maximaler
Spaß-Faktor (Fun eben) und der Vergleich mit Hochseilgärten drängt sich oft auf. Seit einigen Jahren trifft man auch bei uns in den Ostalpen vermehrt solche Parcours an. Beispiele sind Hias/Dachstein, Postalmklamm/Salzkammergut, Gorges de la Durance/Brianconnais.
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Am fix installierten Stahlseil mit einem Klettersteigset gesichert, fühlen sich die meisten „sicher“,  ein Ausrutscher oder Sturz wird ja zu 100 % abgebremst, so die Meinung vieler. Dennoch passieren auf den Eisenwegen regelmäßig Not- und Unfälle. Oft mit glimpflichem Ausgang, häufig kommen jedoch auch schwere bis tödliche Verletzungen vor.

Das Österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheit empfiehlt

DIE 10 KLETTERSTEIGREGELN

1. Sorgfältig planen! Planung ist der Schlüssel für sichere und genussvolle Klettersteigtouren. Informiere dich genau über Schwierigkeit und Länge, Zu- und Abstieg, Wetter und Verhältnisse.

2. Das Ziel den persönlichen Voraussetzungen anpassen! Zu hoch gewählte Schwierigkeiten mindern das Erlebnis und können zu gefährlichen Situationen führen.

3. Vollständige, normgerechte Ausrüstung verwenden! Klettergurt, Klettersteigset und Helm: Nur die konsequente und richtige Anwendung der Ausrüstung ermöglicht eine sichere Begehung von Klettersteigen. Für den Notfall sind Erste-Hilfe-Paket und Mobiltelefon dabei.

4. Bei Gewittergefahr nicht einsteigen! Blitzschlag bedeutet Lebensgefahr. Regen, Nässe und Kälte erhöhen das Sturzrisiko.

5. Drahtseil und Verankerungen kritisch prüfen! Steinschlag, Schneedruck, Frostsprengung oder Korrosion können Schäden an der Steiganlage verursachen. Nicht in gesperrte Klettersteige einsteigen. 

6. Partnercheck am Einstieg! Kontrolliert gegenseitig: Gurtverschluss, Verbindung Klettersteigset mit Klettergurt, Helm.

7. Ausreichende Abstände einhalten! Zwischen zwei Fixpunkten darf nur eine Person unterwegs sein.

8. Klare Absprache beim Überholen! Kommunikation und Rücksichtnahme verhindern gefährliche Situationen bei Überholmanövern oder Gegenverkehr.

9. Achtung Steinschlag! Achtsames Steigen verhindert Steinschlag.

10. Natur und Umwelt respektieren! Mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder in Fahrgemeinschaften anreisen. Müll und Lärm vermeiden.

 
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SCHWIERIGKEITSGRADE

Ziel ist es, den Klettersteig nach den persönlichen Voraussetzungen anzupassen

Im Alpenraum existiert leider keine einheitliche Schwierigkeitsbewertung für Klettersteige. In den einzelnen Ländern haben sich die Vorschläge der jeweils populärsten Führerautoren durchgesetzt: In Österreich die "Schall-Skala" (nach Kurt Schall), in Deutschland die "Hüsler-Skala" (nach Eugen Hüsler) und in Italien und Frankreich werden Klettersteige mit Buchstaben bezeichnet. Das klingt verwirrend, allerdings haben alle
Skalen gemein, dass sie die Schwierigkeiten in fünf bis sieben Stufen bewerten, die recht gut miteinander vergleichbar sind. Mit jeder Stufe steigt die Schwierigkeit, das Gelände wird steiler und ist länger ausgesetzt, die Tritt- und Griffmöglichkeit wird geringer und eine gute Steigtechnik und Kraft und Ausdauer in den Oberarmen gewinnt an Bedeutung. Viele Klettersteige haben oft bereits am Einstieg sogenannte Schlüsselstellen, um die Spreu vom Weizen zu trennen. 
 

Schall Skala (Österreich) 

A - leicht
Einfache, gesicherte Wege. Angelehnte (längere) oder senkrechte (kurze) Leitern, Geländer und Eisenklammern. Einzelne Stellen können bereits
ausgesetzt sein, sind aber einfach zu begehen. Allgemein für trittsichere und schwindelfreie Bergsteiger ohne KS-Sicherung möglich. Für Anfänger
gut geeignet.
B - mäßig schwierig
Bereits steileres Felsgelände mit teilweise kleintrittigen, ausgesetzten Passagen. Senkrechte, längere Leitern, Eisenklammern und Tritte.
Kann schon anstrengend und kraftraubend sein. Auch routinierte Bergsteiger verwenden eine Sicherung. Kletterschwierigkeit: ca. II - III
C - schwierig
Steiles bis sehr steiles Felsgelände, größtenteils kleintrittige Passagen, die fast immer ausgesetzt sind. Schon leicht überhängende Leitern möglich.
Eisenklammern und Tritte können auch etwas weiter auseinander liegen. Teilweise sehr kraftraubend. Kletterschwierigkeit: ca. III - IV
D - sehr schwierig
Senkrechtes, oft auch überhängendes Gelände. Klammern und Stifte liegen oft weit auseinander. Meist sehr ausgesetzt und oft nur mit Stahlseil
gesichert. Große Armkraft, gute Steigtechnik und ein guter Trainingszustand sind Voraussetzung. Manchmal in Kombination mit leichter
Kletterei (I - II) ohne Versicherung.
E - extrem schwierig
Meist überhängendes Felsgelände. Extreme Anforderungen an Kraft, Steigtechnik, Geschicklichkeit, Mut und Moral. Nur für erfahrene Klettersteig-
Profis. Optimaler Trainingszustand erforderlich. Rastschlinge zu empfehlen! Alle Anforderungen wie bei “D” in nochmals erhöhtem Ausmaß.
F - Einige wenige Sportklettersteige werden inzwischen mit E/F bzw. F bewertet.

Zusätzlich gibt es ein fünfstufiges Anforderungsprofil mit den Punkten: Kondition, Armkraft, Technik, Mut und Psyche sowie Bergerfahrung.
 

Hüsler Skala (Deutschland)

K 1 - leicht
Steig ist in der Regel trassiert, die Sicherungen sind komfortabel. Gute Tritte und Griffe. Ohne Sicherung möglich.
K 2 - mittel
Bereits steileres Felsgelände mit schon aufwändiger Sicherung. Selbstsicherung ist auch für Geübte ratsam.
K 3 - ziemlich schwierig
Route verläuft in steilem, auch ausgesetzem Fels - gut abgesichert. Klettergrad: ca. III
K 4 - schwierig
Steiles Gelände auch mit kleinen Überhängen. Sehr ausgesetzt mit kleinen Griffen und Tritten, oft nur Seilsicherung.
K 5 - sehr schwierig
Extremes Gelände, sehr anstrengend mit wenigen künstlichen Haltepunkten.
K 6 - extrem schwierig
Nur für “Extreme” mit starken Oberarmen und guten Nerven. Wenige Touren fallen darunter. Zusätzliche Infos liefert noch das Hüsler Klettersteig-Kreuz, welches Ausdauer, Kraft, Bergerfahrung und Ausgesetztheit darstellt.

Italien / Frankreich

F/F - leicht facile / facile
Wenig ausgesetzt, leichter Klettersteig mit längeren trassierten Wegabschnitten.
MD/PD - mittel media difficoltà / peu difficile
Längerer, schon ausgesetzer Klettersteig, eher aufwändig gesichert. 
D/D - schwierig difficile / difficile 
Anspruchsvoller Klettersteig, der schon erheblichen Krafteinsatz verlangt.
MD/TD - sehr schwierig molto difficile / très difficile
Klettersteig mit technisch schwierigen Stellen, die viel Kraft verlangen.
ED/ED - extrem schwierig, estrema difficoltá / extrement difiicile
Klettersteig, der technisch und akrobatisch höchste Leistungen verlangt. Diese Stellen sollten als gefährlich gekennzeichnet sein - in der Regel gibt es Alternativstrecken. Zusätzlich gibt es Infos, ob es sich um einen Übungsklettersteig oder um einen Sportklettersteig im Gebirge handelt.

Kategorie:      ALPINFORUM

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Fotos © Tirol Werbung
Quelle: Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit, Klettersteigfibel (2011)