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Hitze im Gebirge

HITZE, EINE UNTERSCHÄTZTE GEFAHR IM GEBIRGE

18.07.2019
Autoren: Mathias Ströhle und Peter Paal
aus analyse:berg jahrbuch Sommer 2019
Hitze ist eine ungewöhnlich hohe, zum Teil als unangenehm empfundene Wärme, deren Empfindung zudem stark von der Luftfeuchtigkeit abhängt. Meteorologisch betrachtet spricht man bei Lufttemperaturen über 30 °C von einem Hitzetag. Derart hohe Temperaturen haben beträchtliche Auswirkungen auf den Menschen und seine Umgebung.
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Der menschliche Körper reguliert sich wie alle Säugetiere normalerweise auf eine Körpertemperatur von um die 37 °C. Für diesen Temperaturerhalt gibt es mehrere Regulationsmechanismen, die im Zusammenspiel die Körperkerntemperatur in Gehirn und Rumpf (Brustkorb, Bauch) konstant halten. Unter körperlicher Belastung ist es wichtig, unseren Organismus nicht durch schlechte Vorbereitung zusätzlich zu belasten (z. B. Wassermangel, zu warme oder nicht atmungsaktive Sportbekleidung). Es gilt, mit einem ausgeglichenen Flüssigkeitshaushalt, angepasster Bekleidung und einer sorgfältigen Planung, angepasst an die eigene Leistungsfähigkeit und die Umgebungseinflüsse, in eine sportliche Aktivität zu starten.
Ein Versagen der Körpertemperaturregulierung kann zum Beispiel bei Überhitzung im Extremfall zum Versagen von einzelnen
oder mehreren Organsystemen oder gar zum Hitzetod führen.
Einer der Hauptmechanismen, um überflüssige Hitze aus dem Körper abzuführen, ist Schwitzen. Durch die Bildung von Schweiß entsteht auf der Hautoberfläche ein Verdunstungseffekt. Dieser führt normalerweise zur Kühlung des Körpers. Durch das Schwitzen verliert der Organismus einerseits Flüssigkeit und andererseits besteht durch die gesteigerte Durchblutung der Haut eine gesteigerte Belastung für das Herz.
Die Steigerung der Körpertemperatur um 1 °C führt in der Haut zu einer Steigerung der Durchblutung um bis zu 8 Liter pro Minute.
Wenn die Umgebungsluft bereits zu einem hohen Grad mit Wasserdampf gesättigt ist, zum Beispiel an einem schwülen Sommertag, dann funktioniert die Wärmeabfuhr über Verdunstung nur mehr eingeschränkt. Deshalb fühlt sich die gleiche Temperatur bei hoher Luftfeuchtigkeit deutlich unangenehmer als bei Trockenheit an (z. B. empfindet man 35 °C im Urwald und in der Wüste anders). Bei hoher Luftfeuchtigkeit funktionieren die körpereigenen Mechanismen der Thermoregulation schlechter. Deshalb sollte in der warmen Jahreszeit ein Hauptaugenmerk auf die Prävention von Hitzeschäden und die Planung sportlicher Aktivitäten außerhalb von Hitzeperioden gelegt werden.

PRÄVENTION

Es sollte luftige Kleidung, die dem Körper genügend Wärmetauschfläche bietet, getragen werden. Wenn möglich, sollten Aktivitäten bevorzugt im Schatten und am Morgen oder in den Abendstunden durchgeführt werden.
Eine Gewöhnung an Hitze erfolgt nur langsam und benötigt 10 bis 14 Tage, dann kann der Körper mit Hitze besser umgehen,
z. B. geringere Schweißbildung und Mineralstoff (Elektrolyt)- Verlust bei gleicher Hitze. 
Der am besten beeinflussbare Faktor ist, dass man darauf achtet, ausreichend Flüssigkeit zuzuführen. Symptome für Flüssigkeitsmangel sind eine Steigerung der Herzfrequenz, der Körpertemperatur, ein starkes Durstgefühl, Müdigkeit, Muskelschmerzen und Koordinationsstörungen.
Ab 10 % Flüssigkeitsverlust treten Krämpfe, Koma und schwerwiegende Störungen auf, die auch tödlich enden können.
Darum sollte ein Flüssigkeitsmangel bei Beginn einer sportlichen Aktivität vermieden werden. Wichtig ist, regelmäßig Flüssigkeit zu sich zu nehmen, bevor man durstig wird. Dies muss auch bereits vor und ebenfalls in ausreichender Menge nach der sportlichen Aktivität  geschehen. Es müssen keine speziellen Elektrolytlösungen eingenommen werden, da der Körper für sportliche Aktivitäten normalerweise genügend Reserven an Elektrolyten zur Verfügung hat. Vorab große Mengen an Flüssigkeiten aufzunehmen, um sich das Marschgepäck leicht zu halten, ist allerdings nicht sinnvoll.
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Es sollte bei Aktivitäten in der Hitze kein Alkohol, auch nicht im Vorfeld, konsumiert werden. Es gilt zu beachten, dass viele Medikamente die Belastungsfähigkeit beeinträchtigen können. Hierzu zählen diverse Medikamentengruppen, wie zum Beispiel Kreislauf- und Blutdruckmedikamente (z. B. Leistungsabfall durch Beta-Blocker), Wasser- und Elektrolytverlust durch Diuretika und Laxantien oder Müdigkeit durch gewisse Antiallergika.
Eine sinnvolle Planung einer Tour oder einer Aktivität ist entscheidend. Es sollten frühzeitig ausreichend Trinkpausen, abhängig von der zu erwartenden Belastung und der Umgebungstemperatur, eingeplant werden.

Für Hitzekrankheit  besonders anfällig sind Säuglinge, Kleinkinder, alte Menschen und chronisch kranke Personen.
 

DIE MÖGLICHEN AUSWIRKUNGEN VON HITZE KÖNNEN SEIN 

  • Hitzekrämpfe
  • Ödeme von Extremitäten
  • Hitzekollaps
  • Hitzeerschöpfung
  • Hitzschlag
  • Sonnenstich
 
Durch welche Symptome sich diese Auswirkungen bemerkbar machen, finden Sie im neuen analyse:berg jahrbuch Sommer 2019.

ERSTE-HILFE MASSNAHMEN 

Erste-Hilfe Maßnahmen sollten umgehend begonnen werden. Als einfachste Therapie erfolgt das Verbringen in eine kühlere, schattige Umgebung. Wenn Personen in eine Umgebung mit unter 20 °C Umgebungstemperatur gebracht werden, kann diese Maßnahme alleine ausreichen. Bekleidung, die eine effektive Wärmeabstrahlung verhindert, sollte entfernt und durch lockere Bekleidung ersetzt werden. Falls der Untergrund stark aufgeheizt ist, sollte auch an eine Abschirmung (Jacken, Rucksack, Isomatte) des Bodens gedacht werden.
Flüssigkeitsersatz ist bei Hitzekrankheit essentiell. Solange die Person noch ausreichend bei Bewusstsein ist, kann versucht werden, durch regelmäßige Flüssigkeitsgaben den Wasserhaushalt zu normalisieren. Häufig gelingt dies jedoch aufgrund von Erbrechen, Übelkeit oder Bewusstseinsstörungen nicht mehr.
Zur Kühlung des Körpers stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Wichtig ist, eine möglichst große Körperoberfläche zu kühlen. Hierzu können nasse Tücher, Shirts oder andere Kleidungsstücke verwendet werden.
Kühlpacks oder kalte Tücher im Nacken, in den Achseln oder Leisten sind nur bedingt effizient.
Sollte sich die Möglichkeit ergeben, den Körper des Opfers in kaltes Wasser zu tauchen (z. B. Bach, See), so ist dies eine der effizientesten Möglichkeiten, einen Menschen zu kühlen. Wichtig ist die Person nie alleine zu lassen und darauf zu achten, dass der Kopf nicht untertaucht. Auch die Strömung von alpinen Gewässern ist nicht zu unterschätzen. Studien insbesondere im militärischen Bereich konnten nachweisen, dass dadurch die Sterblichkeit  des Hitzschlages auf 0 % reduziert werden kann. Es ist jedoch unklar, ob chronisch kranke und alte Patienten die gleiche Behandlung ebenfalls ohne Beeinträchtigung überstehen.
Ist trotz sorgfältiger Prävention und Erste-Hilfe Maßnahmen eine Person durch eine der oben genannten Einwirkungen von Hitze stark beeinträchtigt und bessert sich die Situation nicht, so bleibt dennoch nichts anderes über, als über den Alpinnotruf (Österreich 140, international 112) Hilfskräfte zu verständigen.

Kategorie:     ALPINFORUM

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Fotos © Tirol Werbung, Regina Sterr, BM.I, Ronka Oberhammer