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Simon Messner

Simon Messner wurde 1990 als Sohn einer Südtirolerin und des Bergsteigers Reinhold Messner in Südtirol geboren. Er studierte in Innsbruck Mikrobiologie und ist heute als Alpinist, Filmemacher und Landwirt tätig. Gemeinsam mit seinem Vater gründete er 2017 die Filmproduktionsgesellschaft Messner Mountain Movie und betreut zwei Bergbauernhöfe in Südtirol. Er war 15, als er erste Kletterversuche in den Dolomiten machte.  
 
Der leidenschaftliche Sportler (Alpinklettern, Eisklettern, Winterbergsteigen, Expeditionen, Skitouren) ist viel in den Bergen der Welt unterwegs und realisiert regelmäßig anspruchsvolle Erstbegehungen, etwa im Oman, in Jordanien und Pakistan. Reisen führten ihn in die Mongolei, nach Nepal, in die Antarktis, nach Indien und Afrika. Gemeinsam mit seiner Freundin lebt er in Südtirol.
 

Zum Thema Sicherheit und Naturschutz hat Simon eine klare Meinung:

GESETZE VERSUS FREIRAUM

Findest du, dass man die Bergwelt sportlich nutzen und gleichzeitig schützen kann? (Oder ignorieren wir einfach, dass unser starker Konsum die Berge und die Umwelt kaputt macht?)

Ich denke absolut, dass man die Bergwelt schützen und dabei Spaß haben kann. Eine spontane Idee dazu: Wenn wir es schaffen würden, die Bergsportler besser zu verteilen, wäre schon viel getan. Leider werden momentan die Prestige-Berge wie das Matterhorn oder der Everest überrannt, wenn man aber auf die umliegenden Berge blickt, ist es absolut leer. Eine bessere Verteilung wäre sicher der richtige Weg, aber einfach wird das nicht. 
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Bei deinen Touren bist du oft in traumhafter Landschaft. Kannst du sie genießen und was tust du persönlich, um zum Schutz der Gebirgsnatur und des Klimas beizutragen?

Da beschäftigt mich sehr und immer mehr. Genießen kann ich es absolut, aber so nebenher, oder eher im Nachhinein. Wenn man mitten in einer Tour steckt, ist man gezwungen, sich zu konzentrieren, aber der Körper nimmt die Schönheit auf und verarbeitet das Erlebte erst in einem zweiten Schritt. Ich bin als Bergsteiger der erste, der die Hand hebt und sagt: ja wir Bergsteiger produzieren relativ viel CO2 und sind alles andere als nachhaltig unterwegs. Jeder der klettert und ehrlich ist, weiß das. Ich hab für mich mit meiner Freundin die Abmachung, dass ich nur alle zwei Jahre auf Expedition gehe, das ist ein erster Schritt. Ich versuche, mir die Bergtage gut zu überlegen – also nicht einfach wahllos mit dem Auto hinzufahren, wie ich es früher getan habe. Dazu hatte mit meinem Bergpartner Martin Sieberer ein spannendes Beispiel. Wir waren in Pakistan, das Wetter war schlecht, wir konnten gar nichts machen. Wir haben viel Zeit investiert und der Flug war eigentlich umsonst. Wir kamen zurück und konnten die Bonatti-Route am Matterhorn machen. Dafür haben wir drei Tage investiert und nicht drei Monate. Das heißt: Wenn man offenbleibt, dann gibt’s bei uns sehr viel zu tun.
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Sind Schutzgebiete und Einschränkungen zum Bewahren wertvoller Lebensräume sinnvoll, oder sollten die Berge generell frei zugänglich bleiben – mit dem Einfordern von Selbstverantwortung?

Das mit der Selbstverantwortung ist leider schwierig. Ich lebe jetzt wieder in Italien, also mit Gesetzen ohne Ende. Also ich bin keiner, der Gesetze gutheißt, nicht in dieser großen Fülle. Aber zum Thema Klimawandel bin ich mehr und mehr überzeugt, dass es leider Gesetze braucht. Auch mir persönlich – und so geht es auch meinen Freunden – wäre es eine Hilfe, wenn wir Richtlinien bekämen, Tipps und Anhaltspunkte zum Thema Umweltschutz und wie kann man nachhaltig unterwegs sein. Die Leute würden gerne etwas tun, wissen aber nicht was. Gesetze oder Richtlinien würden helfen. Ja es sollte der Freiraum bleiben, aber wenn wir Menschen durch unsere Masse zu viel zerstören, werden wir ohne Gesetze nicht auskommen.
Fotos: Salewa / Simon Messner