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LAWINEN KNOW HOW

25.04.2018
Autor: Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit
Ich habe den Lawinenlagebericht gecheckt, ich weiß was Stufe 3 bedeutet und ich kenne die Stop-or-Go-Strategie, die in Österreich mit Abstand bekannteste Risikomanagementmethode. Laut ihr soll ich bei Stufe 3 in Hängen unter 35° bleiben. Aber trotzdem sagt mir mein Bauchgefühl „Fahr‘ lieber auf der Piste“. Am Lift treffe ich dann einen guten Bekannten. Er ist viel im Gelände unterwegs und will mich mitnehmen. Kurze Zeit später stehe ich in dem Hang, den ich eigentlich gar nicht befahren wollte. War ich vor wenigen Minuten nur überängstlich oder spielte mein Bauchgefühl verrückt?

Michael Larcher, Ausbildungsleiter des Österreichischen Alpenvereins sagt: „Am Berg sind Regeln wichtiger als Intuition“.
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WAS BEDEUTET INTUITION IM ALPINEN GELÄNDE?

Michael Larcher: Intuition ist ein Urteil, das sich in mir einstellt, von dem ich nicht genau weiß, woher es kommt. Das kann recht mächtig sein und mich zum Handeln zwingen. Es kann uns vor Gefahren warnen, muss es aber nicht. Zwar kann es nie falsch sein, auf ein negatives Bauchgefühl zu hören und deshalb zu verzichten, im Bereich Lawine ist die Intuition aber ein völlig ungeeignetes Mittel, um Entscheidungen zu treffen. 

WO BEGINNT DIE INTUITION UND WAS BEWIRKT SIE?

Michael Larcher: Oft glaube ich intuitiv zu handeln, aber es ist nur ein unbewusstes Regelprogramm, welches mir durch die Evolution angeeignet wurde. Das wenden wir an, weil es wichtig ist für unser Überleben. Im Bereich Schnee- und Lawinenkunde gibt es diese „evolvierten“ Fähigkeiten nicht. Weil wir aber Romantiker sind und von der Freiheit am Berg träumen, möchten wir lieber keine Regeln. Seriös genießen kann ich aber die Freiheit nur, wenn ich Regeln akzeptiere. Die Natur zwingt sie mir auf, denn die Lawinengefahr ist etwas, worauf wir nicht vorbereitet sind. Wenn wir aber Regeln und Wissen oft anwenden, dann entwickelt sich eine Routine, die den Ablauf abkürzt. Das verwechseln wir dann gerne mit Intuition. 
Lawinenabgang Lawinen Special Lawinen Know How

IST INTUITION NICHT EINE SEHR SUBJEKTIVE SACHE?

Michael Larcher: In den letzten Jahren ist das Thema „intuitives Entscheiden“ in der Lawinenkunde sehr in Mode gekommen. Durchaus anerkannte Lawinenexperten wenden sich wieder ein wenig ab von der strategischen Lawinenkunde und beginnen die so genannte Intuition zu beschwören. Ich sehe das sehr kritisch. Intuition kann in Bezug auf Lawinen überhaupt nichts leisten. Wie subjektiv und manipulierbar sie ist, sieht man daran, wie sie sich plötzlich ändert, wenn man in der Gruppe unterwegs ist. Da spielen dann Faktoren eine Rolle, die nichts mit Lawinensicherheit zu tun haben. Es ist aber faszinierend, welche Sympathie jenen entgegengebracht wird, die dieses „mystische“ Element der Intuition verfolgen. 


Das Interview mit Michael Larcher, Chef der Bergsportabteilung des ÖAV und Vorstandsmitglied des Kuratoriums für Alpine Sicherheit führte Irene Walser von der Textwerkstatt.

LAWINENVORTRAG

Aufklärungsarbeit in Sachen Lawinen und anderer alpiner Gefahren ist immens wichtig und seit jeher fixer Bestandteil der Alpinmesse. Beim kostenlosen Lawinenvortrag am Sonntagnachmittag informieren Experten über Lawinenprobleme, Risikomanagement und Standardmaßnahmen, um das Lawinenrisiko zu minimieren. Mit diesem Lawinen Special kann sich der Besucher vor Beginn der Tourensaison auf den aktuellen Stand der Technik und der Lehrmeinungen bringen. Die Experten wollen ihre Ausführungen auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten von Wintersportlern abstimmen, die in ihrer Freizeit abseits gesicherter Pisten unterwegs sind. Anhand von Unfallbeispielen wird der Zuhörer auf die verschiedenen Warnhinweise hin sensibilisiert.  Verständlichkeit und praktische Anwendung stehen im Vordergrund. Der Vortrag ist im Alpinmesse Tagesticket inkludiert und stellt einen guten Einstieg in den Tourenwinter dar.

Kategorie:    ALPINFORUM

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Fotos © Lawinenwarndienst Tirol, Bergans of Norway, Simon Rainer, Simon Gietl, Bergrettung Tirol