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Sicher Klettern - La Sportiva

VON DER HALLE AN DEN FELSEN
Klettern ist Präzisionsarbeit - Checkliste

 29.05.2019
Sportkletterfibel des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit,
 Autoren: Markus Schwaiger, Julia Hufnagl, Gunnar Mertz, Jakob Wurm, Martin Edlinger, Alexis Zajetz, Johanna Bauchinger, Andreas Würtele
analyse:berg jahrbuch Sommer 2019, Regina Sterr
Die Faszination Klettern hält nun schon seit Jahrzehnten an. Hat dieser Trend auch Auswirkungen auf die Unfallzahlen? Diese wollen wir hier genauer unter die Lupe nehmen. Außerdem in diesem Beitrag: Die Kletterregeln - sie sind in verschiedensten Variationen verbreitet, aber unterm Strich immer die gleichen. Eine Art Checkliste soll helfen, nichts Essenzielles zu vergessen. Durch sie wird das Klettern sicherer, denn Klettern ist Präzisionsarbeit!
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UNFALLSTATISTIK 

161 Kletterunfälle ereigneten sich zwischen dem 01.11.2016 und 31.10.2017 in Österreich. Dabei verunfallten insgesamt 252 Personen, was sehr nahe beim Zehnjahresmittel von 255 Verunfallten liegt (Tote, Verletzte, Unverletzte). Unter den 252 verunfallten Personen waren 6 Tote, 128 Verletzte und 118 Unverletzte. 

Die langjährige Statistik zeigt, dass 24 % der verunfallten Personen beim Klettern schwere Verletzungen davontragen. Nicht wenig überraschend ist, dass das klassische Alpinklettern dabei mit dem höchsten Unfallrisiko behaftet ist.
In dieser Disziplin kamen 3 Personen ums  Leben, davon 2 im Abstieg und 1 Solokletterer im Aufstieg.
Im 10-Jahresmittel ereignen sich beim Alpinklettern (klassisch und saniert) 60 % der tödlichen Unfälle im Aufstieg – vielfach im leichten Gelände – und 17 % beim Abstieg. Ganz anders stellt sich dies beim Sportklettern und beim alpinen Sportklettern dar, wo sich im langjährigen Mittel die meisten tödlichen Unfälle beim Abseilmanöver zutragen. Ein zu kurzes Seil beim Ablassen, Abseilen über das Seilende hinaus, falsches Seilhandling, missverständliche Seilkommandos u. a. können hier mögliche tödliche Fehlerquellen sein. Mehr zur Unfallursache "freies Seilende beim Klettern" kann in der neuen Ausgabe von analyse:berg jahrbuch Sommer 2019 nachgelesen werden. 
Alle 6 Todesopfer beim Klettern waren Männer, der langjährige Durchschnitt zeigt einen 87 %-igen Männeranteil.
Außerdem gab es mit 28 % in der Altersklasse der 21- bis 30-Jährigen und mit 24 % der 31- bis 40-Jährigen die meisten Verunfallten. Die 6 Todesopfer widerum sind auf alle Altersstufen von 11 bis 60 Jahren mit je einer Person verteilt, nur im Segment der 61- bis 70-Jährigen sind 2 Todesopfer zu beklagen. 

Am meisten Unfälle gibt es normalerweise in den Sommermonaten, allerdings hängen die Begehungs- und damit auch die Unfallzahlen stark vom Wetter ab. So entfielen im Berichtsjahr 27% der Unfälle auf den gemäß ZAMG ausgesprochen sonnigen und ungewöhnlich warmen August. Dies waren deutlich mehr als der Juli mit  17% und der Juni mit 11%. Der September war mit zu viel Niederschlag nicht nur nass, sondern mit zu wenig Sonnenstunden auch der trübste und kühlste seit 2001. Deshalb sank die Anzahl verunfallter Personen gegenüber dem Vorjahr (72) um satt 72% auf nur noch 20. 
Chillaz Kuratorium für Alpine Sicherheit Chillaz
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KLETTERREGELN

PARTNERCHECK VOR JEDEM START

Gurtverschlüsse, Anseilknoten, Anseilpunkt, Karabinerverschluss und Sicherungsgerät gegenseitig checken sowie sichergehen, dass das Seilende abgeknotet ist.


VOLLE AUFMERKSAMKEIT BEIM SICHERN

Sichern ist Präzisionsarbeit! Und die gesamte Aufmerksamkeit gehört dem Kletterer und der Partnersicherung. Verwendet kein Schlappseil und wählt den richtigen Standort.


SICHERUNGSGERÄT RICHTIG BEDIENEN

Macht euch mit eurem Sicherungsgerät vertraut und beachtet das "Bremshandprinzip": Eine Hand umschließt IMMER das Bremsseil.

KLARE KOMMUNIKATION

Vereinbare klare Kommunikationsregeln vor dem Kletterbeginn. Informiere deinen Partner, bevor du dich ins Seil hängst.


ZWISCHENSICHERUNGEN RICHTIG EINHÄNGEN

Alle Zwischensicherungen aus möglichst stabiler Position - nicht überstreckt - einhängen. Auf den richtigen Seilverlauf achten.


KEIN TOPROPE AN EINZELNEN KARABINER

Die Toprope-Verankerung muss aus zwei unabhängigen Sicherungspunkten bestehen. Das Seil muss in mindestens zwei Karabiner eingehängt sein.

STURZRAUM FREIHALTEN

Achtet am Boden und an der Wand auf freien Sturzraum und klettert nicht übereinander. Achtung bei Pendelstürzen!


VORSICHT BEIM ABSEILEN UND ABLASSEN

Beim Ablassen darf nie Seil auf Seil zu liegen kommen, Seile dürfen nur über Umlenkungen aus Metall geführt werden. Verknotet beim Abseilen die Seilenden und verwendet eine Absturzsicherung (Kurzprusik). Lasst euren Partner langsam und gleichmäßig ab.

SCHÜTZE KOPF & KÖRPER

Ein Helm schützt dich vor Kopfverletzungen bei Stürzen und Steinschlag. Bei alpinen Kletterrouten ist der Helm Standard. Aufwärmen vor dem Klettern schützt deine Gelenke, Sehnen und Muskeln.


SICHER BOULDERN

Achte auf einen sicheren Absprungbereich. Aktives Spotten und ein Crashpad können Verletzungen verhindern.
 
La Sportiva Regina Sterr La Sportiva
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DEFINITIONEN & FACTS

Baseclimbs, OnSight, clean climbing oder Alpinklettern saniert - wir ackern uns gemeinsam durch den Fremdwörter Garten!

SPORTKLETTERN (ALPIN)

Beim Sportklettern werden die Routen vom Boden aus gesichert (Baseclimbs) und finden ihr Ende nach dem Ablassen vom Umlenker auch wieder am Boden. Dabei wird versucht, die Routen in einem "anerkannten" Stil zu begehen, die da wären: OnSight, Flash, Rotpunkt oder Toprope.
ONSIGHT
Das Klettern einer Route im Vorstieg im ersten Versuch, ohne die Sicherungskette zu belasten. Über die Route weiß man vorher nichts und hat auch noch nie jemanden darin gesehen haben. 
FLASH

Das Klettern einer Route im Vorstieg im ersten Versuch, ohne die Sicherungskette zu belasten. Im Unterschied zu OnSight jedoch mit beliebigen Vorkenntnissen wie etwa zugerufene Tipps oder das Beobachten anderer Kletterer.
 

ROTPUNKT
Das Klettern einer Route im Vorstieg, ohne die Sicherungskette zu belasten. Zuvor wurde die Route beliebig lange eingeübt und ausgecheckt.

TOPROPE
Das Seil wird am Routenende umgelenkt, der Kletternde ist von oben gesichert und der Sichernde steht am Boden.

Primär findet Sportklettern an künstlichen Kletteranlagen oder in Klettergärten statt, die - vor allem im Alpenraum - gut bis sehr gut abgesichert sind. Trotzdem sind nicht alle Routen mit Bohrhaken versehen, wie etwa beim "clean climbing" in England oder den USA.

Beim alpinen Sportklettern sind die Routen in der Regel mit Bohrhaken und fixen Ständen gut und über mehrere Seillängen abgesichert. Es erfordert jedoch zusätzliche Kenntnisse über Wetter, Routenfindung und alpine Gefahren sowie ein höheres Maß an Kondition, da kontinuierlich mehrere Seillängen geklettert werden. Auch längere Zu- und Abstiege müssen in Kauf genommen werden. 

ALPINKLETTERN KLASSISCH & SANIERT

Unter dem klassischen Alpinklettern versteht man das Klettern von Mehrseillängenrouten im alpinen Gelände. Bei der Absicherung überwiegen meist Normalhaken, die Verwendung von mobilen Sicherungsmitteln ist unerlässlich. Bei Mehrseillängenrouten sind immer alle Seilpartner gesichert, am Stand mit Selbstsicherung und der Seilpartner beim Klettern. Die klettertechnischen Anforderungen bilden nur einen Teil der Gesamtanforderungen, dazu kommen Länge und Schwierigkeit von Zu- und Abstieg, psychischer Druck bei schlechter Absicherung oder Felsqualität, die Höhenlage, das Wetter, die Routenfindung sowie andere objektive Gefahren (Steinschlag, Lawinen).

Beim sanierten Alpinklettern ist man auf beliebten und viel begangenen, klassischen alpinen Kletterrouten unterwegs, die nach gewissen Kriterien saniert wurden. Dabei sind gebohrte Stände obligatorisch, die Anzahl der gebohrten Zwischensicherungen hängt vom Stil der Sanierer und des Klettergebietes ab. Die Hakenabstände sind jedoch meist weiter als in Sportkletterrouten. Mobile Sicherungsmittel sind trotz der Sanierung empfehlenswert.

BOULDERN

Unter Bouldern versteht man Sportklettern in Absprunghöhe ohne Seilsicherung. Bouldern kann sowohl outdoor an Felsblöcken als auch indoor an künstlichen Griffen stattfinden.


KLETTERSTEIG

Klettersteige sind Weganlagen im steilen und ausgesetzten Felsgelände, die durch den Einbau von künstlichen Tritten und Griffen sowie durch die Anbringung eines Stahlseils als permanente Sicherung begehbar gemacht werden. Sie benötigen sowohl eine baurechtliche als auch eine naturschutzrechtliche Genehmigung und unterscheiden sich dadurch ganz wesentlich von Kletterrouten, welche nicht als Wege gelten.


Kategorie:     ALPINFORUM

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Fotos © La Sportiva, Regina Sterr, Tirol Werbung, Zillertaler Bergführer, Bergrettung Österreich, Chillaz